Wir wissen mittlerweile, dass es der
deutschen Wirtschaft zu gut geht. Es bewahrheitet sich, dass
„Deutschland“ die Eurozone eigentlich nicht braucht. Es ist aber
auch klar, dass dort, wo die Sonne scheint, in unmittelbarer Umgebung
ein Schatten geworfen wird.
Im Kernschatten der deutschen
Wirtschaft ist der deutsche Bürger, der Arbeitnehmer und Rentner
zuhause. Beide werden mit politischen Entscheidungen beglückt, mit
denen der Staat mehr Verantwortung übernimmt, ohne sich zu
überheben. Dass die Glücksphase staatlicher Leistungen, die vor
allem Arbeitnehmer durch ihre Steuern generieren, kurz ist und sein
wird, ist dem Bürger noch nicht bewusst.
Die kostenintensiven Ausgaben wie die
für Gesundheit, Rente und Bildung werden in Zukunft weiterhin
zurückgefahren werden, weil die Tendenz zur Einheitsrente auf
Minimalniveau in Angriff genommen wird. Die Gesundheitskosten werden
implodieren, was gleichzeitig den Effekt haben wird, dass sich die
Lebenszeit (Rentenbezugszeit) negativ „entwickelt“, was auch
Kosten spart. Bildungspolitik wird zunehmend zu einer Anpassung an
Produktionsorientierung, wobei die Aufbewahrungszeit und
Alimentierung im Schulsystem vor den schulischen Aufgaben im engeren
Sinne steht.
Die Zinsentscheidung Draghis, die in
Spanien hoch gefeiert wird, hat wenigstens für den deutschen
Arbeitnehmer fatale Auswirkungen, die aber auch die deutsche Politik
infrage stellt. Das zweite Standbein der Rentenvorsorge, die privaten
„Rentenmodelle“ wie Versicherungen, „Riester-“ und
„Rüruprente“ sind mit dem „Draghivirus“ infiziert und fault
ab.
Selbst das Argument, dass mit dem
billigen EZB-Geld auf dem Aktienmarkt gute Gewinne zu machen sind,
wird sich bald als Illusion herausstellen, denn dieser Markt eilt
einer Überhitzung entgegen, die mit einem Crash enden wird.
Deutschland wird schon wegen des hohen
Exportrate kritisiert. Und hier ist die Parallele zum deutschen
Schulsystem zu sehen. Die Begabten dürfen ihren Anlagen gemäß
nicht ausgebildet werden, weil dann die Schere zum „Normalen“ zu
groß wird. Streben wir also das untere Mittelmaß an, sind alle
zufrieden. Das soll auch für die Finanz-/Wirtschaft in Europa
gelten.
Draghis Betätigung der Zinsschraube
ist ein Akt finanz-/ geldpolitischer Grobmotorik, der reale Ausdruck
des Wissens um das Nichtwissen, ein Akt der Hoffnung, der den Bürgern
mit dem Anschein verkauft wird, dass hier das Heilmittel zur Rettung der
europäischen Geld-/Finanz-Wirtschaft verabreicht wird.
Eigentlich ist Draghi schon lange auf
dem Weg, den die USA und Japan seit langer Zeit gehen: der Weg der
ständigen Liquidität, des Geldschöpfens aus dem Nichts.
Dieses Verfahren wird jedoch zum
unlösbaren Problem, wenn alle Wirtschaftsräume das selbe Muster verwenden.
Diversitas delectat!
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Und übrigens bin ich der Meinung, dass unfähige Politiker Krisen verursachen.
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