Sonntag, 4. September 2011

Was bedeutet "worst case" für den Euro?

Das Handelsblatt hat unter wissenschaftlicher Begleitung einen Artikel veröffentlicht, in dem das "Worst-Case-Szenario" vorgestellt wird.

Es ist beeindruckend zu sehen, wie auf der Grundlage einer Sach- und Personenanalyse der Verfall der Euro-Wirtschaftszone beschrieben wird. Zweifellos wird das beschriebene Ergebnis annähernd auch erreicht werden, nur in der Zeitplanung und in den Abläufen ist davon auszugehen, dass der "worst case" noch zu toppen sein wird.

Grundsätzlich kommen die Ereignisse schneller und vor allem schlimmer, als man sie annimmt. Das ist schecht, mag man meinen, aber in der wirtschaftlichen Situation der Euro-Zone, mit einer Rezession der USA im Hintergrund und drohenden Problemen durch wirtschaftliche und politische Krisen in China, den arabischen und einigen südamerikanischen Ländern, werden die zusätzlichen Probleme als Brandbeschleuniger wirken und den Verfall der Eurozone und der EU im Zeitrahmen komprimieren.

Auch das Verhalten der Politik, allen voran Merkel und Sarkozy ist nicht unbedingt in der Art ihres bis heute andauernden politischen Verhaltens fort zuschreiben. Es ist nur eine Frage der  Belastbarkeit beider Spitzenpolitiker, bis sie Entscheidungen treffen, die neue Qualitäten schaffen.

Denn tun sie das nicht bald, werden sich die Probleme dem politischen Handeln entziehen und die Strasse wird diktieren, wie zu handeln ist. Also müssen Merkel und Sarkozy, wenn sie tatsächlich politisch qualifiziert sind, abschätzen, wann der Punkt erreicht wird, den Primat politischen Handelns vor dem Diktat der Straße zu schützen.

Europa sollte Krieg vermeiden helfen. Einige Politiker der EU / Euro-Gruppe haben dieses Ziel aus den Augen verloren und treiben "Europa" nicht nur in einen internen Wirtschaftskrieg.

Die Haltung der deutschen Politik des immer währenden Nachgebens bietet der Grundkrankheit des Systems keinen Erleichterungseffekt sondern vergrößert durch inkonsequentes Handeln und die Vermeidung pädagogisch wirksamer Beschlüsse die EU-internen Reibungsflächen bis zur Selbstzündung.

Dieser zuvor kommen kann nur die Einführung der Eurobonds. Sie werden die Zündschnur für eine Dynamitladung sein, die die gesamte Weltwirtschaft und Europa in Asche legt.

Warum gehen wir nicht in Frieden und mit zivilisierten Regeln des gegenseitigen Verständnisses auseinander, wenn wir erkennen, dass das derzeitige Europa und der Euro am Ende sind?

Samstag, 3. September 2011

"The never ending story": Griechenland und Konsorten

Langsam scheint sich in der Pressemeinung ein Wandel zu vollziehen. Es scheint, als ob die Journalistenzunft das Denken wieder erfunden hätte und dezidiert den Weg der Realität erkennen möchte.

"Griechenland muss von der Euro-Zone entfernt werden", schreibt Jan Dams in "Die Welt". Nunmehr liegt die Hoffnung, die laut eines Stereotyps zuletzt stirbt, bei den deutschen Politikern und ihrer Intelligenz (lat. intellegere = dtch. einsehen, verstehen, erkennen, begreifen, etc.).

Können sie das leisten, was aus der objektiven Realität ablesbar ist oder sind sie noch und bleiben auch weiterhin gefangen in ihrer subjektiven Objektivität der schon lange überholten, Partei orientierten, Denksysteme.

Griechenland muss gezwungen werden, die Euro-Zone zu verlassen. Dabei spielen unausgegorene Denkstrategien über die Kosten eine untergeordnete Rolle, weil sie nie die Höhe der schon aufgelaufenen Beträge und der zu erwartenden Weiterfinanzierung bis zum Sankt Nimmerleinstag überschreiten werden.

Die Signalwirkung an die anderen maroden EU-Staaten hätte eine pädagogische Wirkung. Selbst wenn diese ausbleiben würde, könnte man auch weiterhin Staaten zum Austritt bewegen. Die Angst, die EU als Institution schädigen zu können, ist irrelevant, weil der Schaden schon durch die maroden Staaten angerichtet wurde und  weiter angerichtet wird. Das zeigt das Beispiel Griechenland, das zeigt Italien und das zeigt Spanien mit der Schuldenbremse "sui generis".

Außerdem bleibt den EU-Staatschefs keine andere Möglichkeit, das EU-Konzept neu zu überdenken und auf der Grundlage der gemachten Erfahrungen so schnell wie möglich neu zu konzipieren. Es reicht nicht aus, dass Veränderungen vorgenommen werden, ein Neukonzept mit allen Konsequenzen ist angesagt.

Und es versteht sich von selbst, dass ein zukünftiges Europa schlanker sein muss, sowohl was die Verwaltung (EU-Beamte) als auch die Politiker (Kommissare / Parlamentarier / Präsidenten) angeht, wobei letztere doch hauptsächlich aus Versorgungsgründen ihren Posten bei der EU erhalten haben.

Letztendlich bleibt aber die Frage offen, ob deutsche Politiker trotz ihres ideologischen Überbaus noch eine Nähe zur deutschen Bevölkerung, zum Steuerzahler, zum Wähler haben, oder ob sie weiterhin den Ausverkauf betreiben.

Dann erübrigt sich das Grundgesetz und vor allem der Name: Bundesrepublik Deutschland.

Freitag, 2. September 2011

Griechen führen Deutschland vor

"Sparauflagen nicht erfüllt. ...", berichtet Die Welt in einem ausführlichen Artikel über Griechenland. Der Leser stellt sich die Frage: Was läuft in der Politik eigentlich falsch?

Die Antwort ist einfach und vor allem für jedermann nachvollziehbar: Alles.
Zweifellos gibt es Rezepte, um den Griechen zu helfen, das einzuhalten, was sie völkerrechtlich verbindlich versprochen haben.

Nur, was nützt uns das, wenn unsere Politiker nicht bereit sind, diese Rezepte anzuwenden. Nur wenn Deutschland gefordert wird, spricht man in den maroden Staaten, aber auch in Frankreich und Großbritannien von Solidarität. Der Euro war der Preis für die Wiedervereinigung Deutschlands. Die Auflage wurde gegen Expertenrat politisch umgesetzt.

Da die Griechen es augenscheinlich ablehnen, ihren Beitrag zur Stabilität und für ihr Leben auf Pump zu leisten, ist von Seiten der Geld gebenden Ländern eine Sanktion einzuleiten.

Und wenn das nicht zieht, gibt es Alternativen: Wir stellen unser Handeln auf Reziprozität um.

Griechen, Portugiesen, Iren, Italiener, Spanier u.a. geben das (leere) Versprechen zur Konsolidierung ihrer Finanzen, und wir geben das (leere) Versprechen, Geld zu überweisen.

Was kümmern uns völkerrechtliche Verpflichtungen.

Man kann Wetten darauf abschließen, dass dieses Rezept zum Erfolg führt.

Schäubles bornierte Europapolitik ruiniert europaweit

Hat der deutsche Finanzminister noch nicht verstanden, dass das antidemokratische EU-Monster in der derzeit gültigen Fassung nicht nur sich selbst sondern auch Deutschland ruiniert? Sieht er noch nicht die Konsequenzen dieses unausgegorenen Europakonzepts für die Weltwirtschaft?

Nein, Schäuble betreibt die kohlsche Denkmalpolitik in dem Bewußtsein: "Ist die Karre einmal in den Dreck gefahren, schiebt man sie bis zum Versinken weiter".

 "Schäuble strebt offenbar Änderung des EU-Vertrags an" . Er denkt aber nicht an ein "schlankes" Europa sondern er möchte weitere Kompetenzen nach Brüssel übertragen. Das heißt, der Verwaltungswasserkopf in der belgischen Hauptstadt wird wieder wachsen, die Bedeutung Deutschlands wird weiter schrumpfen und letztendlich werden die Kompetenzen in der EU von drittklassigen Politikern und Verwaltungsapparaten übernommen, die dem deutschen Steuerzahler vorschreiben, was er zu tun hat.

Wenn wir schon in der EU über drittklassige Politiker verfügen und betrachten, dass die erstklassige Riege in Deutschland, über das gesamte Parteienspektrum hinweg, absolut nichts gebacken kriegt, ist es nicht schwer,  die Folgen der politischen Zukunft für Europa und Deutschland einzuschätzen.

Merkel wäre gut beraten, Mitarbeiter auszuwählen, die im Stande sind, Sarkozy, Berlusconi, Zapatero, Papandreu u.a. Paroli zu bieten. Telfon-,  schwammartige Politiker und Fossilien wie Schäuble gehören, mit Verlaub, ausgemustert. Sie werden von den Spitzenpolitikern der EU-Länder Tag für Tag über den Tisch gezogen: Auch Merkel eignet sich hervorragend zur vorgenannten Sportart. Sie ist im Kreis ihrer deutschen Politikerkollegen keine Ausnahme, sondern nur das kleinere Übel.

Und wenn unsere Politiker so bleiben, wie sie sind?

Ist das das Schicksal Deutschlands, der EU und der Weltwirtschaft?

Donnerstag, 1. September 2011

Italiens Sparpaket und Spaniens Schuldenbremse

Und wieder einmal werden deutsche Wunschvorstellungen von der Realität überholt. Und wieder einmal zeigt sich, dass deutsche Politiker aller Parteien absolut lernresistent sind.

Das Europakonzept der Wackelkandidaten geht im Prinzip auf. Es werden Versprechen in den leeren Raum gegeben. Es werden gegebenenfalls parlamentarische Beschlüsse gefasst, die Italiener zu einem gigantischen Sparpaket, die Spanier zu einer konstitutionell verankerten Schuldenbremse und die deutsche Politik ist begeistert von der so manifestierten Europatreue der beiden Länder.

Aber jeder weiß, dass man in Italien vieles beschließen und noch mehr von der realen Umsetzung ausschließen kann. Das entspricht dem soziokulturellen Selbstverständnis des Landes, dass sich seit Jahrzehnten habitualisiert hat und nicht durch Europaverordnungen abzuschaffen ist. Nur deutsche Politiker sehen es nicht, denn sie tragen eine polarisierende Europabrille.

Der Dumme ist immer derjenige, der gewissenstreu seine Beschlüsse einhält und aus degeneriertem Selbstverständnis meint, dass alle anderen Mitgliedsstaaten der EU ebenso handeln müssen.

Es ist einfach so, dass deutsche Politiker viel flaches Zeug reden, um den Steuerzahlern ihre Politik zu verkaufen. Dabei werden Stück für Stück demokratische Strukturen ausgehebelt und von den Regierungschefs Beschlüsse gefasst, die das Parlament umgehen oder dieses so unter Druck setzen, dass das so genannte "Gewissen" auf dem Altar der Macht geopfert, besser gesagt, geschlachtet wird.

Spanien führt eine Schuldenbremse ein, die in der Verfassung festgeschrieben ist. In Deutschland ist man begeistert.

Jeder deutsche Steuerzahler könnte in Ruhe schlafen, wüsste er, dass die deutschen Entscheidungsträger Kenntnisse des "Cours de Linguistique Générale" des Schweizers Ferdinand de Saussure  hätten. Sie könnten vergleichend feststellen, dass "signifié" und "signifiant" anderer Sprachkulturen nicht mit denen der deutschen Sprache übereinstimmen. Ebenso hätten sie die Möglichkeit in einer interkulturellen Kommunikation auf ihr Wissen über "L´arbitraire du signe" (Saussure) zurückzugreifen.

Die spanische Schuldenbremse ist weit davon entfernt, die Inhalte des deutschen Konzepts aufzunehmen. Die Hintertüren sind weit geöffnet, um selbst diese Schuldenbremse auszubremsen.

Unabhängig davon wäre es ein absoluter Irrtum anzunehmen, dass die spanische Konstitution und die damit verbundene Rechtssicherheit mit dem deutschen Grundgesetz vergleichbar wären.

Im spanischen Rechtssystem ist es sogar möglich, dass Beschlüsse, die gegen die spanische Konstitution verstoßen, unwiderrufbar und unanfechtbar rechtsgültig werden.  Als Beispiel seien Beschlüsse im Rahmen des Gesetzes "Ley de la Propiedad Horizontal"  genannt, die, obwohl sie gegen die Konstitution verstoßen können, unwiderrufliche Rechtsgültigkeit erhalten, wenn sie nicht innerhalb der gesetzlichen Frist vor Gericht angefochten werden.

So langsam sollten wenigstens die deutschen Spitzenpolitiker verstanden haben, dass es in Europa keine staatsübergreifende Rechtssicherheit gibt und dass diese auch in den nächsten 200 Jahren nicht zu erreichen sein wird, es sei denn, wir verzichten auf unsere noch verbliebenen demokratischen Rechte und treten diese an die EU ab, damit sie auf ihrem diktatorialen Weg die Bürger ins solidarische Elend führt.

Sonntag, 14. August 2011

"EUROBONDS" (R) - das finale Medikament


In der Medizin gibt es ein Sammelsurium von Medikamenten mit den verschiedensten Darreichungsformen. Es gibt Tabletten, Dragees, Kapseln, Elixiere, Säfte, Granulate und vieles andere mehr. Sie werden von Fachleuten verordnet, die um Wirkung und Kontraindikation wissen und für das jeweilige Wohlbefinden die Darreichungsform auswählen, die dem Patienten entgegen kommt.

Das Weltwährungssystem ist erkrankt, eine besonders schwere Erkrankung liegt in der Euro-Gruppe vor. Es gibt Medikamente, die „alternativlos“ sind und die von Politikern verordnet werden. Politiker zeichnen sich auch durch Fach orientierte Bildung mit einem Anteil an Halbbildung aus. Ein kleiner Prozentsatz trägt das Bildungs-Adel-Prädikat „von Anderen“ und ist in diesem Fall mit einem Doktortitel ausgestattet. Andere haben den Titel redlich erworben und arbeiten fachfremd.

Um etwas zu bilden, und sei es nur einen bunteren EURO- Rettungsschirm, müssen die nationalen politischen Lenker mit ihren EU-Kollegen eine Art Konsilum durchführen, dessen Ergebnis bestenfalls geeignet erscheint, die Agonie des Patienten "Euro" zu verlängern.

Nunmehr scheint es so, als hätten sich alle, auch Schäuble, zu dem Medikament „Eurobonds“ ® durchgerungen, das aber nicht direkt an die krankenden nationalen EGO-Wirtschaften verabreicht werden kann. Man braucht einen Zwischenwirt. Das ist der deutsche Steuerzahler, der sozusagen mit seinen Mitteln, die er natürlich nicht braucht, um Gold einzukaufen, was ja schon die Griechen tun, die Wirksubstanzen weitergibt.

Er muss den Griechen und anderen sparresistenten nationalen Volkswirtschaften in altruistischer Weise (deutsche) Steuergelder zur vermeindlichen Gesundung zur Verfügung stellen.

Schäuble hatte sich anscheinend schon seit langer Zeit Gedanken über die Darreichungsform des Medikaments „Eurobonds“ ® gemacht. Er hat das Suppositorium (dt. Zäpfchen) gewählt, weil es durch den Anteil an Glyzerin einfach und schmerzfrei zu verabreichen ist. Kurz danach zeigt sich eine Wirkung, welche auch immer, weil es Alternativen gibt.

Und auf dem Beipackzettel, der demnächst in allen Medien bekannt gegeben wird, steht:

Nur unter strengsten Auflagen zu benutzen. Eine diesbezügliche Kontrolle ist jedoch sofort auszusetzen. Bei Problemen wenden Sie sich umgehend an den deutschen Steuerzahler. Der schenkt ihnen sein letztes Hemd. Und leiden Sie nicht, das übernimmt ebenfalls der deutsche Steuerzahler stellvertretend für Sie.



Samstag, 13. August 2011

Versprechungen ohne Konsequenzen: Deutschlands Steuerzahler werden über den Tisch gezogen

In einem Artikel der Welt-Online kommt Barry Eichengreen zu Wort. Er vertritt die Meinung: „Die EZB soll nur dann italienische Staatsanleihen kaufen, wenn sie daran glaubt, dass die italienische Regierung Reformen durchsetzt“.

Mittlerweile ist jeder Leser, der sich auch nur ein wenig mit der "Euro-Krise" beschäftigt hat, in der Lage, diesen Ansatz Eichengreens nachzuvollziehen und als "conditio sine qua non" auf seine eigene Fahne zu schreiben.

Es gibt aber Gruppen von Politikern, die sich mit einseitigen Versprechungen der überschuldeten Staaten zufrieden geben und nach den jeweils beschlossenen Maßnahmen bei Misserfolg ihre Hände in Unschuld waschen.

Das ist der beste Weg, die deutsche Volkswirtschaft in den Sand zu setzen. Als "ultima ratio" kann man dann noch anführen:

"Wir haben retten wollen, was nicht zu retten war, nun gehen wir gemeinsam unter".

Griechenland hat mit seine Goldkäufen, die auch von deutschen Steuergeldern finanziert werden, bewiesen, wie sehr es zur EU und Euro-Gruppe steht. Griechenland spekuliert auf den eigenen Bankrott.