Sehr geehrte Frau Kraft,
es macht immer wieder Freude, die
Politik der SPD zu verfolgen, wenn man selbst Mitglied ist und im
Vorstand eines SPD Ortsvereins arbeitet.
Ich habe schon vor Jahren, nachdem ich
noch aktiv am Wahlkampf für Schröder teilgenommen und unsere
Kandidatin für den Bundestag, Bundesfinanzministerin Ingrid Mattäus-Meyer, als
Co-Wahlkampfleiter unterstützt hatte, das Handtuch geworfen, als ich
die desaströse Politik der Agenda 2010 und ihre Auswirkungen auf
Europa voraussah.
Im Bornheimer Rathaus hatte ich der
Genossin Ingrid die Schlüsselfrage gestellt:
„Was passiert mit der
Euro-Gruppe / dem Euro, wenn Mitgliedstaaten die Defizit-Obergrenze
nicht einhalten und sich überschulden?“
Mit dem Hinweis auf „Mechanismen“,
die dann automatisch eingreifen, war die Frage für Ingrid erledigt.
Heute ist die Frage durch die Macht des Faktischen beantwortet.
Die Euro-/Schulden-Bankenkrisen,
verehrte Frau Ministerpräsidentin Kraft, ermöglichen Deutschland
und auch NRW, sich günstig am Kreditmarkt zu finanzieren.
Zugegebenermassen ist vor allem die
Verschuldung unseres Bundeslandes NRW auch auf miserable Politik der
vergangenen Jahrzehnte zurück zu führen. Zu den verkannten
Wohltätern zählten zweifellos die Landesregierungen ab Rau bis
heute.
Die Politik, die auf Nationaler- und
Länderebene gemacht wird, kommt der Versetzung des Bürgers in einen
Drogenrausch nahe: Er darf nicht begreifen, dass es um reinen
Machterhalt geht, wobei die politischen Neuerungen nichts anderes
leisten, als in Bürgers Kopf die Illusion zu erzeugen, man kümmere
sich um ihn und seine Probleme.
Wer einen Politikhorizont ausgehend von
den 50ger Jahren besitzt, wird schnell feststellen, dass Politik nach der "Wirtschaftswunderzeit" immer weniger geleistet hat. Dafür wurde aber immer mehr
Sozialdemontage betrieben, besonders seitens der SPD. Die Verschuldung wuchs stetig, vor allem nach jeder politischen Maßnahme. Der Wendepunkt kam nach dem Ausscheiden von Heinz Kluncker (ÖTV) 1982 und legte mit der Wiedervereinigung und der Euro-Einführung rasant zu.
Nicht der Bürger hat über seine Verhältnisse gelebt, die Politik war im Verschwendungswahn.
Wenn Sie nun bezüglich Ihrer neusten
Entscheidung zur Übernahme / Teilübernahme, Nichtübernahme der
Tarifabschlusses des Öffentlichen Dienstes für Landesbeamte
betrachten, werden Sie sicherlich feststellen, dass Sie damit den
Baum fällen, dessen oberster Ast Sie sind.
Ganz nebenbei stellen Sie das Deutsche
Grundgesetz zur Disposition, denn es soll sie geben, oder gegeben
haben, die Gleichheit vor dem Gesetz.
Die Argumentation ihres Finanzministers
Walter-Borjans, dass man bei der Übernahme der Tarifabschlüsse für
alle Beamte und Vesorgungsberechtigte 14.000 Stellen streichen
müsste, ist absolut abstrus. Es ist ebenso abstrus wie die
Verletzung internationaler Verträge zwecks Erhöhung des
Steueraufkommens durch Ihre Finanzverwaltung, die ich bei der
EU-Kommission zur Anzeige gebracht habe.
Woher stammte diese absolute Zahl der
14.000 Stellen überhaupt? Und wenn man wirklich 14.000 Stellen
streichen könnte, dann sind diese doch sicherlich von vorn herein
mit einem KW-Vermerk zu versehen, weil sie überflüssig sind.
Wir haben im öffentlichen Dienst des
Landes NRW doch am eigenen Leib erfahren, wie die Arbeitszeit z.B.
für Lehrer immer weiter erhöht und in EU-Staaten bei steigenden
Gehältern auf 18 Wochenstunden reduziert
wurden, ohne dass hier zusätzliche Verwaltungsarbeiten,
Pausenaufsicht, aufwendige Korrekturen zu leisten sind. Zusätzlich leisten sich Portugal und Spanien 14 Monatsgehälter pro Jahr. Der „normale“
Polizist in Spanien z.B. kann sich eine Eigentumswohung und ein
eigenes Feriendomizil leisten. Teilen Sie das mal den Kollegen mit,
damit sie sehen, wie deutsche Banken den Immobiliensektor im Ausland
belebten und in Deutschland mit der Vergabe von Hypotheken
knauserten.
Was die "gut bezahlten" Beamten im
höheren Landesdienst angehen, kann ich mich noch gut an die 80ger /
90ger Jahre erinnern, als ähnlich ausgebildete Beschäftigte der
freien Wirtschaft uns teils als Paria bedauerten.
Es ist nicht Ihre Aufgabe, verehrte
Frau Ministerpräsidentin, ambitiöse Politik zu betreiben, wenn sie
eine Mehrklassen-Beamtenpolitik beinhaltet.
Der BAT IIa- und- aufwärts- Angestelle bekommt 5,6% mehr, sein Beamtenequivalent A13 und höher bekommen 0%.
Ich
dachte, als Sozialdemokrat hätten wir die Klassenpolitik überwunden.
Wenn unsere Verwaltung, die ich
aufgrund meiner internationalen Kenntnisse noch für hervorragend
qualifiziert betrachte, nicht unter dem Gleichheitsaspekt finanzierbar ist,
erklären Sie doch den Staat bankrott.
Und wenn er bankrott ist, weil
Steinbrück Rückstellungen für die Beamtenpensionen in marode
griechische Staatsanleihen angelegt hat, und Sie und Ihre Vorgänger
zwecks Machterhalt den Bürgern Substanzen in Form von
Politikprodukten unterjubeln, die anscheinend das Leben in NRW
lebenswerter machen, ist damit nicht gerechtfertigt, den Primat des
Grundgesetzes einer arbiträren Entscheidung einer rot-grünen
Regierung zu opfern.
Und was Ihre ebenfalls arbiträre
Aufteilung Ihrer Beamtenklassifizierung: 1 Klasse bis A10; 2. Klasse
bis A12; 3. Klasse ab A13 angeht, finden sich alle Beamte
in einer geltenden Besoldungsordung wieder, die rechtlich klar
durch Gesetz definiert ist. Sie manipulieren wahrscheinlich diese
Besoldungsordnung, deren Sinn Sie möglicherweise auch nicht
verstehen, weil sie keine Berufsbeamtin sind, vermutlich kein
diesbezügliches Studium und Laufbahnprüfungen voweisen können. Sie
werden auch nicht systemkonform dauernd auf ihre Qualifikation
überprüft und ihre vermutliche Verantwortlichkeit endet mit ihrem
Mandat.
Sehr verehrte Frau Kraft, auch Sie
verkörpern mit Ihren angekündigten Entscheidungen in einer Zeit, in
der die Steuerennahmen sprudeln den Politiker, der unter Beweis
stellen, dass das Demokratieverständnis sich in den 65 Jahren zum
Nachteil verändert hat.
Es ist ebenso degeneriert wie die
wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik, die den dienenden
Bürger, den Arbeiter, den Rentner systematisch unter politischer
Aufsicht vom Gewinn entkoppelt.
Man sollte als Bürger in Deutschland
und auch in NRW in der Lage sein, ein am wirtschaftlichen Erfolg
ausgerichtetes, würdiges Einkommen zu erzielen, wobei die
Unterschiedlichkeiten in der Diversität der Ausbildung / Aufgaben
durchaus akzeptabel sind. Wenn Sie jedoch meinen, dass Sie als
Landresregierung bankrott sind, habe ich dafür Verständnis, wenn
Sie es öffentlich deklarieren.
Wie sich in Deutschland zeigt, muss man
Alternativen zur SPD, CDU, FDP, Grüne suchen, die imstande sind
einen Paradigmenwechsel durchzuführen.
Die Bundestagswahlen stehen an und ich
rufe alle demokratischen Bürger auf, die Politik von 1950 bis heute
Revue passieren zu lassen, um festzustellen, wie deutsche Politiker
im Einvernehmen mit der Industrie Sozialabbau betrieben haben und
verschärft durch die Agenda 2010, Einkommensreduzierung,
Rentenkürzungen, Dumpingpreise und fehlende politische
Gesamtaufsicht in Europa die Krise maßgeblich mit verantworten
müssen.
Nicht der Bürger, nicht die Rentner
haben die Euro-, Schulden,- Banken,- NRW-Finanzkrise zu verantworten,
sollen aber die Zeche bezahlen.
Wer zahlt, hat auch Rechte.
Ich beanspruche sie.
Ich beanspruche sie.
Mit freundlichem Gruß an mein
Bundesland NRW
Karl Engelbert Wefers
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Und übrigens meine ich, dass unfähige
Politiker Krisen verursachen.
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