In einem Punkt hat Max Otte
uneingeschränkt Recht, wenn er sagt: „ Falls man diese Krise lösen
möchte, brauchte man nur den politischen Willen dazu.“
Andererseits ist der politische Wille
an sich nur eine Lösungsoption, denn die Komplexität der
interagierenden Konstellationen lassen sich nicht unbedingt in eine und alleinige
problemlösende Richtung lenken.
Die Schaffung der Europäischen Union
und der Euro-Zone zur Entflechtung der Nationalstaatlichkeit in den
diversesten Aspekten, von der Verbannung der Kriegsgefahr aus Europa
bis hin zu der Öffnung neuer Märkte und dem Abbau der
Wirtschaftsbarrieren hat gezeigt, dass es durchaus normal ist, dass
bei der Lösung eines Problems viele andere entstehen werden.
Die Komplexität des Europa-Konstruktes
hat gezeigt, dass proportional auch die Zahl der Probleme ansteigt,
man mag sogar der Auffassung sein, dass sie exponentiell anwachsen.
Jeder politische Wille, und damit ist
die Aussage von Otte zum Allgemeinplatz degradiert, ist juristisch
und dann nachgeordnet in allen Lebenslagen so durchsetzbar, dass
Veränderungen eintreten können.
Den Euro für „eine ganze Reihe von
wirtschaftlichen Überhitzungen verantwortlich“ zu machen, ist
nichts anderes, als am Thema vorbei zu reden. Es ist nicht der Euro, letzendlich moralisch wertneutral, dem die Verantwortung zu übertragen
ist. Es sind, so wie Otte es im Ansatz richtig erkannt hat, die
politischen Vorgaben, die leichtfertig und ohne hinreichende Abwägung
der Konsequenzen fast ausschließlich auf der Basis von
wirtschaftlichen Überlegungen von POLITIKERN auf den Weg gebracht
wurden, die im Grunde an vieles dachten, nur nicht an die
soziokulturellen Unterschiedlichkeiten in den EU-Länder, die
unterschiedliche Denk- und Handlungsstrukturen einbrachten, die
gegenseitig nicht verstanden wurden und bis heute nicht verstanden
werden.
Auch den Dollar als diejenige
Währungsgröße darzustellen, die in Verteidigung ihres
„Reservestatus“ den Euro attackiert, kann nur eine
Teilbetrachtung der heutigen Problematik sein.
Richtig ist, und somit widerspreche ich
Otte aufs Heftigste, der weltweite Verfall des Geld- und damit
Handelssystems. Und hier hat noch niemand der großen Ökonomen eine
Alternative angeboten, weil sie sich alle, ohne Ausnahmen, in
konzentrischen Kreisen um den Geldfluss in der jetzigen Form bewegen,
außerstande, durch einen Systembruch neue Denkansätze und
Handlungskonzepte zu entwerfen.
Was Otte schließlich vorschlägt,
unterstreicht nochmals die Eindimensionalität des ökonomischen
Denkens: „Wir brauchen in Europa dringend Haircuts“.
Damit greift er zurück auf eine finanztechnische Rückführung auf den „vorherigen Stand“, das
heißt auf ein finanztechnisch abgesenktes Niveau, das Wachstum wieder
zulässt, weil vorher Werte vernichtet wurden.
Kurzum: Wir suchen Ersatzhaltungen für
das, was vor garnicht so langer Zeit Epidemien und Kriege geleistet
habe.
Damit werden uns von den Ökonomen die
Grenzen unserer Existenz und Essenz aufgezeigt.
Annehmen müssen wir sie nicht.