Mittwoch, 9. Mai 2012

Dichterischer Wahnsinn - politischer Wahnsinn, wo liegt der Unterschied?

Der dichterische Wahnsinn war in der Antike Quelle der  Inspiration, verbunden mit dem Sehertum. In dieser positiven Form der Verrückung aus dem, was die Allgemeinheit als Realität annahm, gelang es dem Dichter, eine Bewusstseinsstufe aus einer anderen, nicht für alle zugänglichen Dimension in das allgemeine Bewusstsein zu transportieren. So schaffte er durch die Integration von Fremdsein neue Betrachtungsweisen zu eröffnen und neue Qualitäten zu schaffen.

Politiker gehen in ihren Denkschemata einen grundsätzlich anderen Weg. Die Regierenden lassen ihre Fachleute in den Ministerien arbeiten. Die Resultate werden dann koordiniert, gefiltert und als Auswahl den Entscheidungsträgern zugetragen. Diese benutzen dann noch andere Berater, so zum Beispiel die Wirtschaftsweisen oder die Vorschläge von Instituten, so dass die endgültige Entscheidung nichts mit Visionen, aber mit Grundlagenforschungen zu tun hat, die mit dem jeweils gütigen Politikmuster des Entscheidungsträgers abgeglichen wird.

Im Gespräch mit Alex Taylor vertritt der EU-Ratspräsident van Rompuy die Meinung:


“Nein, die Spanier bitten nicht um Hilfe. Die jetzige spanische Regierung hat mutige Entscheidungen getroffen, ebenso wie die Regierung davor. Entscheidungen bezüglich der Steuern, der Wettbewerbsfähigkeit, Reformen am Arbeitsmarkt. Das wird Ergebnisse bringen. – Spanien braucht noch Reformen im Bankensektor, damit die Banken wieder stärker werden und ich finde, die Regierung geht da in die richtige Richtung. Ich habe volles Vertrauen in die spanische Regierung.” 

In dieser Aussage stellt man fest, dass sie aus politischen Gründen Fakten leugnet und Entwicklungen ausgrenzt, die zweifellos kommen werden. Spanien wird, entgegen der Meinung van Rompuys um Hilfe bitten. Natürlich werden die Entscheidungen, die in Spanien getroffen werden, Ergebnisse bringen. Aber welche, weiss man nicht. Natürlich ist der Reformdruck im Bankensektor existent, aber mit welchem Geld gerettet wird, ist schon heute klar: mit dem Geld der Steuerzahler oder der Euro-Gruppe. Van Rompuy hat volles Vertrauen in die spanische Regierung. Das muss er sagen, und es ist eine fromme Lüge, denn wäre er realistischer, brächen die spanischen Finanzen sofort ein.

"Die Regierung geht den richtigen Weg".
"Die Regierung hat mutige Entscheidungen getroffen."
"Es handelt sich um ein ambitioniertes Programm."

Das sind Politikeraussagen die Folgendes bedeuten:

-Die Regierung wankt von einem Beschluss zum anderen und bekommt nichts geregelt.

-Die Regierung hat sehr zweifelhafte Entschlüsse gefasst.

-Das Programm ist so hoch angesetzt, dass es nie erfüllt werden kann.

Der politische Wahnsinn ist weit davon entfernt, auch nur im Ansatz kreativ zu sein. Er hat die Strategie, die Wähler einzulullen, ihnen vorzugaukeln, man habe alles im Griff.

Der politische Wahnsinn sieht nicht mehr den Bürger als Element der Politik. An seine Stelle sind "die Märkte" gerückt. Wirtschaft wird nicht mehr für den Menschen gemacht sondern hat eine Eigendynamik  entwickelt, die weder den Bürger noch den Politiker braucht.

Der politische Wahnsinn lähmt die Fähigkeit der Entscheidungsträger zur Korrektur. Er gaukelt vor, dass es nur noch Resultate gibt, die unabänderlich sind.

Und wenn der Euro scheitert, scheitert dann auch die EU, die Weltwirtschaft und gehen wir direkt in die Apokalypse?

Nein! Das Leben geht weiter, jedoch mit einer anderen Wertigkeit und der politische Wahnsinn hat sein vorläufiges Ende erreicht. Nicht er sondern das Faktische gestaltet die Wirklichkeit.


Zitate:

"Alternativlosigkeit" (Merkel),

"Keine Zukunft ohne Europa", (van Rompuy)

„Ich bleibe bei meiner These, dass die Frage der Einigung Europas eine Frage von Krieg und Frieden im 21. Jahrhundert ist.” (Kohl)

„Europa ist ein Empire. Ein nicht-imperiales, aber immernoch ein Empire.” (José Barroso)

"Die Währungsunion ist eine Schicksalsgemeinschaft. Es geht um die Bewährung und die Bewahrung der europäischen Idee." (Merkel)

"Europa ist eine "grandiose Friedens- und Freiheitsidee", die nur gemeinsam gelingen kann."(Merkel)

"Die Lösung der jetzigen Krise wird mit Eurobonds nicht möglich sein“ (Merkel)

"Der Euro ist der Garant eines einigen Europas. Scheitert der Euro, scheitert Europa.“(Merkel)




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