Donnerstag, 3. Mai 2012

Endzeitstimmung in Europa?

Wenn Politiker nicht mehr weiter wissen, wenn Technokraten das Handtuch werfen und wenn die Top-Ökonomen nur noch im Stande sind, die Vergangenheit zu beschreiben und für die Zukunft nur noch Modelle eines Spielkasinos entwickeln, dann ist die Stunde der Fakten gekommen, dann diktiert die faktische Realität die nächsten Schritte.

"Bei den Abstimmungen in Griechenland und Irland, zwei Krisenstaaten am Tropf der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF), geht es um Existenzfragen. Wählen die Griechen eine Regierung, die nicht mehr zu den Spar- und Reformvereinbarungen mit den Geldgebern steht, oder votieren die Iren beim Referendum gegen den Fiskalpakt, stehen die Euro-Mitgliedschaften beider Länder auf dem Spiel. Bei Griechenland können sich viele Teilnehmer der Euro-Verhandlungen vorstellen, dass die Wahl am Sonntag den Einstieg in den Euro-Ausstieg bedeutet.", schreibt Wolfgang Proissi in seinem Kommentar in der Financial Times Deutschland.

Endzeitstimmung, denn aller Voraussicht werden sich Iren und Griechenland und das Frankreich Hollandes nicht mehr so ohne Weiteres dem Spardiktat Merkels beugen.

Beim Sieg der Sozialisten in Frankreich wird Merkel ein wichtiger Verbündeter fehlen. Der Fiskalpakt, der nicht nur die maroden Eurostaaten knebelt sondern auf Gedeih und Verderb  die Bundesrepublik Deutschland bindet, mag in den Augen der Politiker kurzfristig eine Lösung zeigen, langfristig löst er aber die Probleme nicht, denn diese sind substantiell  im Maastrichter Vertrag begründet, ein Regelwerk, dass mit fehlendem Intellekt, Irreführungen, Unwahrheiten und einseitigem Verständnis beschlossen wurde.

Europa, eine politische Zukunftsvision nur auf Wirtschaft und politisch nicht haltbaren Versprechen aufbauen zu wollen, ohne die soziokulturellen Grundlagen einer einheitlichen Gesellschaft mit einer einheitlichen Identität anzustreben, musste ebenso ins Chaos führen wie die europäische Einheitsgesellschaft selbst. 

Beide Aspekte waren und sind zum Scheitern verurteilt.

Wenn man auch davon ausging, dass sich alle weiteren gesellschaftlichen Bereiche dem wirtschaftlichen Zusammenwachsen anschließen würden, so stellt man heute unschwer fest, dass diese Utopie eigentlich eine Fiktion war und vielmehr ist.

Endzeitstimmung. Das ist der Neubeginn einer anderen Qualität, die sich in der Erkenntnis gründet, dass selbst Menschen komplexer sind als Gedanken über wirtschaftliche Abläufe. Diese sind den Menschen, ihren Identitäten, nachgeordnet.

Die Technokraten der  Europäischen Union müssen langsam auch erkennen, dass nichts in der Welt auf ewig angelegt ist.

Endzeitstimmung. Das ist die Chance, die uns ermöglicht, als Griechen, Spanier, Portugiesen, Iren, Italiener, Franzosen, Deutsche usw. mit der Identität die uns ausmacht in einem Verbund zu leben, der vielleicht Europa heißt.

Endzeitstimmung heißt, zu akzeptieren, dass ein mangelhaftes Konstrukt der Bestimmung  des Untergangs zugeführt wird, um daraus einen besseren Neuanfang zu schaffen.




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