Es ist richtig,
wenn engagierte Menschen sich mit der
heutigen Problematik der Schulden-, Staatsfinanzen- und Bankenkrise
beschäftigen. Es ist auch richtig und legitim, wenn man das
Geschichtsbewusstsein bemüht, um zu Handlungsstrategien zu gelangen,
die die Krisen lösen könnten.
Jedoch sollte man grundsätzlich
wissen, dass es sich bei jeder Krise um ein Unikat handelt. Darum ist
die „Anamnese“ ein Grundbestandteil jeder Krisenlösung, nur in
ihr findet man die Schlüssel zur Problemlösung.
Das klingt einfach, ist jedoch höchst
komplex, weil eben die finanz- / wirtschaftlichen und politischen
Voraussetzungen ebenfalls komplexer Art waren und sind.
Erschwerend kommt hinzu, dass die
nationalökonomischen Axiome höchst unterschiedlich waren und sich
erst bei der Zuspitzung der Krisen augenscheinlich mit den gleichen
Symptomen zeigten.
Wie gesagt, augenscheinlich, denn aus
der jeweiligen Perspektive der Nationalökonomien und selbst aus dem
Blickwindel der EU-Kommission ergeben sich Unterschiede.
Wollte man nun zum Zweck des effektiven
gemeinsamen Handelns die Prämissen ignorieren, wird man aber den
Krisen nicht gerecht, das heißt, dass das gemeinsame Handlungsmuster
nicht funktionsfähig sein wird, weil es einen Bruch des Systems
zwischen den Axiomen und Handlungsmustern der Krisenlösung gibt.
Ein von allen Akteuren, hier sind alle
betroffenen Politiker und Top-Ökonomen angesprochen, völlig
ignorierter Aspekt ist die Tatsache, dass die Krisen sich
unterschwellig aber auch offen über Jahrzehnte entwickelt haben,
ohne dass überhaupt etwas vorbeugend unternommen wurde.
Anzunehmen, dass eine Krisen und
krisenförderndes Verhalten über Jahrzehnte sich nicht
habitualisiert hätten, kennzeichnet den Mangel an Intelligenz der
politischen und wirtschaftlichen Eliten in Deutschland, Europa und
sonstig betroffenen Staaten.
Anzunehmen dass Prozesse, die im
Betonfundament des politischen und wirtschaftlichen System Europas
und der Weltwirtschaft seit Jahrzehnten fugenfest implantiert wurden,
adhoc zu ändern sein werden, zeigt mangelndes Denkvermögen.
Prozesse der Krisenlösung brauchen
jedenfalls unter günstigen Umständen ein Drittel an Zeit mehr, als
ihre Konstituierung.
Wenn also effektiv mit einer
Krisenlösung begonnen werden sollte, dann nähme sie bei
kontinuierlicher und verantwortlicher Arbeit einen Zeitraum von ca.
35 Jahre in Anspruch.
Da dieses eine Fiktion ist, den weder Politik noch Wirtschaft gewähren die notwendige Kontinuität, gibt es nur
den Weg über den Systembruch in Form eines finanz- / wirtschaftlichen
Super-Gaus.
Er ist mittelfristig unvermeidbar. Und
sein geeignetes Mittel, ihn schnell zu erreichen, ist „ein mehr an
Europa“, die Übergabe von Kompetenzen an Inkompetente, der Glaube
an gesetzliche Vereinbarungen schlechthin und die heilbringende Kraft
der Europäischen Gerichtshofes.
Wenn Fricke (FTD) in seiner Kolumne
also schreibt:
"Noch ist es nicht zu spät,
den Kurs zu korrigieren, auch wenn so etwas nach Tuchmans Befund
selten ist.
' Wenn der Verstand eines
Politikers offen genug ist, wahrzunehmen, dass eine Politik dem
Eigeninteresse schadet, wenn er genügend Selbstvertrauen besitzt,
eine Wahrnehmung ernst zu nehmen, und wenn er weise genug ist, diese
Politik zu ändern, dann ist der höchste Gipfel der Regierungskunst
erreicht.'“ (Anmerkung: Fricke zitiert hier "Die Torheit der
Regierenden - Von Troja bis Vietnam", Barbara Tuchman, 1984)
irrt er gewaltig.
Die Eigendynamik der Krisenentwicklung
ist nicht mehr aufzuhalten. Das, was vielleicht noch geschafft werden
kann, ist eine Schadensbegrenzung für die Bundesrepublik
Deutschland, die aber in dem Maße ausgehebelt wird, wie ihr
Haftungsrahmen steigt.
Und sollte Deutschland auch nur eine
Nuance besser die Krisen überstehen, wird es unser Nachteil sein.
Darum Eurobonds, daher das gemeinsame
Scheitern.
Wer von Weisheit der Politiker redet,
sollte auch an die Möglichkeit denken, ein Stoßgebet gen Himmel zu
schicken.
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Und übrigens meine ich, dass
unfähige Politiker Krisen verursachen.
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