Samstag, 9. Juni 2012

Thomas Frickes (FTD) Mit-Denkfehler


Es ist richtig,

wenn engagierte Menschen sich mit der heutigen Problematik der Schulden-, Staatsfinanzen- und Bankenkrise beschäftigen. Es ist auch richtig und legitim, wenn man das Geschichtsbewusstsein bemüht, um zu Handlungsstrategien zu gelangen, die die Krisen lösen könnten.

Jedoch sollte man grundsätzlich wissen, dass es sich bei jeder Krise um ein Unikat handelt. Darum ist die „Anamnese“ ein Grundbestandteil jeder Krisenlösung, nur in ihr findet man die Schlüssel zur Problemlösung.

Das klingt einfach, ist jedoch höchst komplex, weil eben die finanz- / wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen ebenfalls komplexer Art waren und sind.

Erschwerend kommt hinzu, dass die nationalökonomischen Axiome höchst unterschiedlich waren und sich erst bei der Zuspitzung der Krisen augenscheinlich mit den gleichen Symptomen zeigten.

Wie gesagt, augenscheinlich, denn aus der jeweiligen Perspektive der Nationalökonomien und selbst aus dem Blickwindel der EU-Kommission ergeben sich Unterschiede.

Wollte man nun zum Zweck des effektiven gemeinsamen Handelns die Prämissen ignorieren, wird man aber den Krisen nicht gerecht, das heißt, dass das gemeinsame Handlungsmuster nicht funktionsfähig sein wird, weil es einen Bruch des Systems zwischen den Axiomen und Handlungsmustern der Krisenlösung gibt.

Ein von allen Akteuren, hier sind alle betroffenen Politiker und Top-Ökonomen angesprochen, völlig ignorierter Aspekt ist die Tatsache, dass die Krisen sich unterschwellig aber auch offen über Jahrzehnte entwickelt haben, ohne dass überhaupt etwas vorbeugend unternommen wurde.

Anzunehmen, dass eine Krisen und krisenförderndes Verhalten über Jahrzehnte sich nicht habitualisiert hätten, kennzeichnet den Mangel an Intelligenz der politischen und wirtschaftlichen Eliten in Deutschland, Europa und sonstig betroffenen Staaten.

Anzunehmen dass Prozesse, die im Betonfundament des politischen und wirtschaftlichen System Europas und der Weltwirtschaft seit Jahrzehnten fugenfest implantiert wurden, adhoc zu ändern sein werden, zeigt mangelndes Denkvermögen.

Prozesse der Krisenlösung brauchen jedenfalls unter günstigen Umständen ein Drittel an Zeit mehr, als ihre Konstituierung.

Wenn also effektiv mit einer Krisenlösung begonnen werden sollte, dann nähme sie bei kontinuierlicher und verantwortlicher Arbeit einen Zeitraum von ca. 35 Jahre in Anspruch.

Da dieses eine Fiktion ist, den weder Politik noch Wirtschaft gewähren die notwendige Kontinuität,  gibt es nur den Weg über den Systembruch in Form eines finanz- / wirtschaftlichen Super-Gaus.

Er ist mittelfristig unvermeidbar. Und sein geeignetes Mittel, ihn schnell zu erreichen, ist „ein mehr an Europa“, die Übergabe von Kompetenzen an Inkompetente, der Glaube an gesetzliche Vereinbarungen schlechthin und die heilbringende Kraft der Europäischen Gerichtshofes.


Wenn Fricke (FTD) in seiner Kolumne also schreibt:

"Noch ist es nicht zu spät, den Kurs zu korrigieren, auch wenn so etwas nach Tuchmans Befund selten ist.
' Wenn der Verstand eines Politikers offen genug ist, wahrzunehmen, dass eine Politik dem Eigeninteresse schadet, wenn er genügend Selbstvertrauen besitzt, eine Wahrnehmung ernst zu nehmen, und wenn er weise genug ist, diese Politik zu ändern, dann ist der höchste Gipfel der Regierungskunst erreicht.'“ (Anmerkung: Fricke zitiert hier "Die Torheit der Regierenden - Von Troja bis Vietnam", Barbara Tuchman, 1984)

irrt er gewaltig.

Die Eigendynamik der Krisenentwicklung ist nicht mehr aufzuhalten. Das, was vielleicht noch geschafft werden kann, ist eine Schadensbegrenzung für die Bundesrepublik Deutschland, die aber in dem Maße ausgehebelt wird, wie ihr Haftungsrahmen steigt.

Und sollte Deutschland auch nur eine Nuance besser die Krisen überstehen, wird es unser Nachteil sein.

Darum Eurobonds, daher das gemeinsame Scheitern.

Wer von Weisheit der Politiker redet, sollte auch an die Möglichkeit denken, ein Stoßgebet gen Himmel zu schicken.
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Und übrigens meine ich, dass unfähige Politiker Krisen verursachen.

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