Donnerstag, 16. Februar 2012

"Griechenland brennt .... " Anne Will und ihre Runde: Ein Kommentar

Eines hat die Sendung von Anne Will in der ARD eindruckvoll gezeigt: Die Themen Griechenland, Eurorettung, Deutschland als Zahlmeister Europas, Wirtschaftkrise sind im wahrsten Sinne des Wortes "ausgelutscht".

Das was bleibt, ist der fade Nachgeschmack leerer Floskeln, Stereotypen, die der interessierte Bürger zur Genüge kennt und vielfach besser darstellen kann, als die so genannte Expertenrunde.

Selbst ein Dirk Müller, bis vor Kurzem noch ein erfrischendes Element in den Politik-Talk-Runden, wirkt ermüdend.

Geißler, dient nur noch als Lückenfüller im Hinblick auf seine physische Präsenz und inhaltlich glänzt er mit Abwesenheit.

Lindner gibt sich als allwissenden Politiker, der jede Situation zu beherrschen und vor allem zu kommentieren weiß, realtitätsfern und sich selbst in den Mittelpunkt stellend.

Michalis Pantelouris bemüht sich in journalistischer Tradition seines eigenen Selbstverständnisses, Betroffenheit zu erzeugen. Als ob nicht gerade er, aber auch die Moderatorin nicht wüsseten, dass die schlechtesten Anwälte diejenigen sind, die keine Distance zum "Angeklagten" haben oder mit ihm sogar verwandt sind.  Im professionellen Selbstverständnis wird normalerweise auch ein Chirurg sein Kind nicht operieren, weil seine emotionale Anbindung zu groß ist.

Der Unternehmer Grupp mag in seinem Unternehmen glänzen, ist aber intellektuell absolut überfordert, sich einer kompexen Thematik zu stellen, die weit über wirtschaftliche Interessen hinausgeht.

Frau Wagenknecht gibt sich klassenkämpferisch und drückt auf die Tränendrüsen Dabei vergisst sie, wie auch viele Andere, dass Eurostat vor kurzem die Tendenz zur Verarmung in Deutschland  hervorgehoben hat.

Insgesamt war die Sendung aufgrund der geladenen Gäste ein Karussell, man drehte sich im Kreis der bekannten Argumente.

Natürlich kann man von einer politischen Sendung nicht erwarten, dass sie zum Schluss die Lösung der Probleme präsentiert.

Was aber erreicht werden sollte, ist die Öffnung zu neuen Betrachtungsweisen zur Problemlösung, der Eintritt in neue Argumentationsstrukturen und eine tiefere Analyse der Politik, die uns in die Misere geschickt hat. Dazu sind auch Namen zu nennen und die Hand muss in die Wunde gelegt werden.

In jedlicher Beziehung war die Sendung jedoch ein Spiegelbild der gegenwärtigen Politik Deutschlands und Europas: Keine hinreichende analytische Untersuchung der Fakten, belanglose Stellungnahmen, oberflächliche Ausführungen und alles versehen mit einer guten Portion an Moralin. Das sind noch Relikte staatlich gewollter Strategien der politischen Indoktrination aus meinen Lehrertagen.

Wenn ich meine Kinder durchs Leben bringen muss, tue ich es auch. Dann gehe ich in den Bergbau (wo ich schon war), baue Kartoffeln an, biete mich für jede Arbeit an, die zu machen ist und nehme meine Verantwortung wahr. Ein Kind muss nicht einem SOS-Kinderdorf überlassen werden, wenn es noch Elternteile hat, die jede Art von Arbeit verrichten können, um ihrem Kind , für das sie vorrangig verantwortlich sind, Lebenschancen einzuräumen.

Wenn jedoch ein Anspruchsdenken der Mutter vorliegt, die ihr Kind zum Ballet bringt, fragt sich der Fernsehzuschauer zu Recht, warum er seinen Kindern diesen Luxus nicht angedeihen ließ.

"Ist Griechenland auf den Wegs zu einem 'Dritte-Welt-Land', fragt Anne Will gegen Ende der Sendung.

Liebe Anne, Länder wie Griechenland, Portugal, ja sogar Spanien, wo ich lebe und auch andere Länder, sind nie dem Status eines "Dritte-Welt-Landes" entkommen.

Unsere politischen Größenwahnvorstellungen haben diese "Dritte-Welt-Länder" auf unser Niveau katapultiert, um Absatzmärkte zu eröffnen und  diese auszubeuten.

Man entkommt dem "Dritte-Welt-Status" nicht durch EU-Verträge oder Dekrete sondern durch mentale, soziokulturelle, also gesellschaftliche Veränderungen.

Und hier sehen wir wieder, dass ein Europa auf rein wirtschaftlicher Basis scheitern muss. Ein soziokultureller Umbau ist aber nur langfristig über mehr als 100-200 Jahre möglich und wird manche, oder besser gesagt viele Werte zerstören, an die sich eine Identität orientiert. Wollen wir das?

Und wer ist Gottvater, der die Oberaufsicht führt?






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen