Eines ist sicher: es gibt zurzeit nicht die Wirtschaftskrise, es gibt sie im Plural.
Warum verteidigt sich der Euro trotzdem? Weil der US-Dollar immer noch die Referenzwährung ist, die ebenfalls auf wackeligen Füssen steht.
Die USA haben massive Haushaltsprobleme, die aber, wie jedes Jahr, durch den verstärkten Einsatz der Geldpresse kurzfristig behoben werden. Dabei wird die Inflation billigend in Kauf genommen, ja sie ist sogar Bestandteil des wirtschaftlichen Denkens in den USA, das einen völlig anderen Zugriff auf wirtschaftliche Prozesse hat als das der Europäischen Union.
Aufgrund der Tatsachen, die uns jeden Tag um die Ohren geschlagen werden, können wir sagen, dass die Europäische Union als Einheit doch gar nicht existiert. Sie ist ein kostenintensiver Papiertiger in Brüssel, der es nicht schafft, die unterschiedlichen nationalen Wirtschaftskonzeptionen unter einen Hut zu bringen. Deshalb haben wir die divergierenden Entwicklungen in den EU-Mitgliedsländern. Der Versuch einer Wirtschaftsregierung wäre schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt, weil Gemeinwesen nur überleben können, wenn die Wirtschaft dem Primat der Politik folgt. Das europäische Konzept, über die Wirtschaft zu einem Einigungsprozess zu gelangen, ist eklatant gescheitert.
Was heute am Rande der Verzweifelung dahinkrebst, lebte in der Vergangenheit zweifellos besser als die deutschen Steuerzahler. Wenn die Fremdfinanzierung des Wohlstandes in den jetzigen Krisenstaaten den deutschen Bürgern bekannt gewesen wäre, hätten die heutigen Demonstrationen und das Aufbegehren nicht in Griechenland, Portugal, Spanien usw. stattgefunden, sondern auf deutschen Plätzen und Strassen.
Somit liegt das Übel hauptsächlich in den Regierungszeiten von Kohl und Schröder.
So wie die Bau- und Finanzblasen in Spanien und Irland in Bezug auf ihre limitierten Dehnbarkeiten rein aus physikalischen Gründen platzen mussten, so sicher ist die Tatsache, dass man das Konzept des ständigen Wachstums nicht halten kann, weil ihm natürliche Grenzen gesetzt sind.
Lasse ich die Luft aus den „Blasen“, beginnen sie zu schrumpfen, bis sie ein Ausmaß erreicht haben, das Wachstum wieder zulässt. Vorher muss aber das Loch repariert werden. Das kann Jahrzehnte dauern und ist natürlich abhängig von zwischenzeitlichen Innovationen, die den Markt wiederbeleben.
Die letzte große Innovation war die Einführung der Mobiltelefonie. Sie zeigt aber auch, dass echte Innovationen relativ selten sind, meist handelt es sich nur um Modifikationen, wie die Umstellung des Verbrennungs- auf den Elektromotor.
Schrumpfen ist für die Zukunft angesagt, wobei dieser Prozess die Einkommen und die Produktpreise einschließt. Vor allem müssen dazu überproportional die Gewinne der Unternehmen und ihrer Manager reduziert werden.
Wenn wir uns gegenüber ehrlich sein wollen, unabhängig von unserem Wunschdenken und dem unserer Politiker, ist das Konzept des „Gürtel-Enger-Schnallens“ ein Muss, das Merkel, Schäuble, Steinbrück, Brüderle, Trittin, Lafontain und der Rest aller ernst zu nehmenden Politiker längst wissen und wussten.
Um im Staat Ruhe zu bewahren, teilen sie ihren Bürgern die zukünftigen Verzichtsrunden nicht mit, weil alle um ihre Wiederwahl bangen.
Wie im Bereich der Euroeinführung und der nachfolgenden Konsequenzen, die wir europaweit bitterlich spüren, bin ich heute davon überzeugt, dass sie bewusst in Kauf genommen wurden.
Wenn dem nicht so wäre, zweifelte ich an der Funktion von Politik, sähe nur Unvermögen und blickte mit noch größerer Angst und Sorge in die Zukunft.
Es ist weise, zu berichtigen (rectificar es de sabios; span. Sprichwort), bevor man eine Volkswirtschaft, für die man Verantwortung trägt, in den Sand setzt. Wir benötigen keine Schönwetterpolitiker, die beim wirtschaftlichen Blühen Europas Geld verteilen und sich im Schatten des Ruhmes bewegen.
Deutschland braucht eine(n) Krisenmanager(in) für seinen Staat, denn ohne den Motor Deutschland stocken auch die Nebenaggregate. Und dann braucht Europa keine parasitären Zwischenbehörden mit dem Wunsch, Steuern erheben zu können. Letztendlich braucht die Eurozone Führung, Kontrolle und rigide Sanktionsmöglichkeiten.
Wenn das nicht zu leisten ist, müssen die Fehler, die von Kohl, Schröder und Merkel begangen wurden, berichtigt werden, ohne Tabus.
Eine Option ist der Austritt aus der Eurozone.
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