Nein, so einfach ist es nicht. Man kann den Europa-Bürger nicht als dumm bezeichnen. Einmal gibt es ihn nicht, es existiert nur der nationale Bürger, dem von der Politik vorgegaukelt wird, dass er eine europäische Bürgerschaft besitze. Zum Zweiten wäre die Feststellung zu pauschal.
- Also ist er nicht dumm?
Nein, so einfach ist das auch nicht, denn unter diesen nationalen Bürgern gibt es eine große Anzahl, die in der Vergangenheit von ihren nationalen Regierungen „betreut“ wurden.
Es war eine Art Dummheitsvirus, der vor allem in den Ländern grassierte, die sich der Stabilität des Euros verschrieben haben, an erster Stelle Deutschland. Man ließ seine Bürger „erblinden“, damit sie Fehlentwicklungen in anderen Ländern nicht folgen konnten. Danach wurden sie "betreut".
- Dann gibt und gab es auf der einen Seite die listigen nationalen Regierungen, mit Bürgern relativer Dummheit und auf der anderen Seite Mitgliedsstaaten der EU und des Euroraumes mit absoluter Dummheit?
Ja, so könnte man es sagen. Dummheit heißt hier aber nicht, dass ein Defekt vorliege. Es ist vielmehr der nicht vorhandene Informationsfluss zwischen Staaten und seinen Bürgern, der verhindert, dass man zu Einsichten gelangt, die dann Verhalten ändern könnten.
-Aber ist das alles nicht nur aus der Luft gegriffen?
Nein, das ist sogar nachweisbar.
Länder wie Deutschland wollen eine starke Währung und damit Stabilität und wirtschaftliche Sicherheit für ihre Bürger. Sie erkaufen diese Stabilität mit einem extremen Vermögenszuwachs ihrer Banken und Unternehmen, der im Verhältnis zum Einkommen ihren Bürgern überproportional ansteigt. Das Zauberwort „Senkung der Lohnstückkosten“ steht bei der deutschen Wirtschaftspolitik an erster Stelle.
-Was heißt das im Klartext?
Deutsche Unternehmen lassen ihre Produkte beim Verkauf im EU- / Ausland von deutschen Arbeitnehmern durch Lohnerhöhungen unter der Inflationsrate oder Null-Runden bei Rentnern und dem Öffentlichen Dienst subventionieren. Deutsche Banken investieren in Europa und lassen ihr Geschäftsrisiko von deutschen Steuerzahlern absichern.
-Und welche Rolle nimmt die EU in diesem Spiel ein?
Deutsche Regierungen finanzieren auf Kosten der Steuerzahler über Strukturmaßnahmen Projekte in anderen EU-Ländern mit, die nicht kontrolliert werden. Es kommt so zu Verlusten, wenn diese Gelder nicht bestimmungsorientiert eingesetzt werden.
Es gibt auch eine Verdummungsstrategie, wenn man seinen Bürgern einredet, dass ein Aufschwung der mehr als zehn Jahre anhält, aufgrund ihrer Arbeitsleistung zustande gekommen sei. So hebt man das Selbstwertgefühl. Wahr ist aber, dass der gesamte Boom der EU-Randländer fremd finanziert war, teils direkt über EU-Mittel, teils indirekt über Kredite der Banken Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens etc.. Das niedrige Zinsniveau wurde ausgenutzt. Daneben hatten die boomenden Staaten eine höhere Inflationsrate als Deutschland ausgewiesen. Sie haben nicht gut gehaushaltet und mit dem Geld, was sie nicht hatten, über ihre Verhältnisse gelebt .
- Haben sie also davon profitiert?
Am Beispiel Spaniens kann man aufzeigen, dass hier eine Gewinnmaximierung stattgefunden hat: Einerseits waren die Zinsen für Bankkredite billig. Dazu kam, dass aufgrund der Gesetzeslage die jährliche Inflationsrate zu automatisierten Lohnsteigerungen beitrug. Daneben erfolgte die reale Lohnentwicklung. Das ist belegbar.
Profitiert haben einige Wenige, aber ein Großteil der Bevölkerung leidet seit dem Immobiliencrash. Nun ist es nur möglich, über eine lange Durststrecke wieder zu einer gewissen wirtschaftlichen Normalität zu gelangen.
Und warum sind die Bürger Deutschlands dumm?
Es handelt sich nicht um Dummheit, sondern wiederum um den Versuch der Politiker, ihren Bürgern nicht alles zu sagen, was relevant ist. Wissen ist Macht und wenn man seine Bürger schlecht oder nicht informiert, dumm hält, maximiert man seine Macht. Zwischen den Staaten kann man Gleiches beobachten. Die Absichtserklärungen Zapateros wurden als Tatsache interpretiert und somit keiner Kontrolle unterzogen. Das nennt man zwischenstaatliche Verdummungsstrategie.
In Spanien, zum Beispiel, gibt es den Automatismus der inflationsabhängigen Gehaltsangleichung. Merkel hat aber erst in diesem Frühjahr ihren Kollegen Zapatero darauf angesprochen und ist sofort zurückgewiesen worden.
Die Unkenntnis Merkels bis zu diesem Zeitpunkt macht deutlich, dass es systemrelevante Unterschiede in der Euro-Gruppe gibt, die über ein Jahrzehnt unbekannt waren. Sicherlich gibt es mehr davon.
Viel schlimmer erscheint die Tatsache, dass der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank Jürgen Stark in der „Welt am Sonntag“ vom heutigen Tag sagt:
„…wir werden nicht tatenlos zusehen, wenn die Inflationsrate in die Lohnabschlüsse einfließen sollte.“
Stark sollte wissen, dass nicht nur Spanien sondern auch Belgien und vermutlich auch andere Länder der Eurogruppe weiterhin die Inflationsrate in die Lohnabschlüsse einfließen lassen. Entweder hält er uns Bürger für dumm und folgt dem politisch motivierten Lügenverbreiter Jean-Claude Juncker (es gibt kein Geheimtreffen in Luxemburg), oder er ist unwissend und für seinen Job unqualifiziert.
Auffallend ist, dass es parallel zum Boom in den EU-Randländern die bekannte Durststrecke in der Bundesrepublik Deutschland gab.
Heute wissen wir, warum.
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