Vor allem Deutschland ist von EHEC hart geschlagen. Besonders bedauerlich ist die große Anzahl von Menschen, die aus dem Nichts in ein Leiden gerieten, das ihnen das Leben kostete. Bedauernswert ist auch die große Anzahl derer, die infiziert sind und um ihr Leben bangen müssen.
Auf der anderen Seite stehen die Erzeuger von Landwirtschaftsprodukten, die teils nachweislich mit EHEC-Erregern verunreinigt waren, teils aber nicht mit den aggressiven Keimen, die ursächlich für die schweren Krankheitsverläufe verantwortlich sind und waren. Sie erlitten große wirtschaftliche Einbußen. Hier ist vor allem Spanien mit seinen ökonomischen Monokulturen (Landwirtschaft und Tourismus) betroffen.
In Europa wird wirtschaftlich argumentiert und so lauten die Forderungen der spanischen Produzenten auf Entschädigungen von 200 Millionen Euro (spanische Presse) pro Woche. Neben den wirklich beklagenswerten Verlusten, kann man sich angesichts der genannten Summe nicht dem Eindruck entziehen, dass hier versucht wird, den Umsatzverlust gewinnbringend durch Entschädigungen wieder einzufahren. Zu deutlich ist die Diskrepanz zwischen deutscher und spanischer Berichterstattung. In Spanien wird vorrangig versucht, Tatsachen zu manipulieren und mit Halbwahrheiten zu verfälschen.
Wenn Epidemien wie EHEC auftreten, muss man sehen, dass der Schutz von Menschenleben vor wirtschaftlichem Interesse steht. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass sich die Katastrophe ausweitet und über Deutschland und Europa hinausgeht.
Betrachten wir die Märkte weltweit, so stellen wir fest, dass jedes Produkt und dessen Vermarktung Absatzrisiken unterliegt. Der sofortige Schrei nach Entschädigung aus Deutschland, die Androhungen der spanischen Behörden, deutsche Institutionen zu verklagen, weil man meint, ein Recht auf Absatz der Produkte zu haben, ist ein europäischer Makel.
Bundeskanzlerin Merkel hat sich bereit erklärt, die EU-Kommission um Entschädigung für den Verdienstausfall privater Unternehmen zu bitten. Das ist europäisch, das ist Vergesellschaftlichung von privatem Geschäftsrisiko auf Kosten der Steuerzahler. Die Frage nach Entschädigung für die Toten und ihren Familien wird unter den Tisch gekehrt.
Wenn die Bakterie in Europa hustet, verschleudert Europa höchst wahrscheinlich Milliarden, die es nicht hat.
Dauert der Hustenanfall länger, gehen Wirtschaftszweige in die Krise, es drohen Arbeitslosigkeit und weiter Schäden im sozialen Gefüge der betroffenen Familien.
Zum Schluss wird der erstrebte Gesundungsprozess der spanischen Staatsfinanzen, falls es einen solchen gibt, in Frage gestellt.
Man sieht also, wie fragil die Erholung der maroden Staaten und wie anfällig der wirtschaftliche Boom Deutschlands ist.
Stellen wir uns hypothetisch vor, es käme eine neue Energiekrise auf uns zu. Dagegen ist die Bakterie mit ihren bedauernswerten Folgen irrelevant und das heutige Europa, das sich seit den Maastricher Verträgen peu à peu desintegriert, würde vorzeitig auseinander brechen.
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